Ich studiere Kommunikationsdesign in Düsseldorf und befasse mich seit 2007 mit Toilettenpapier. In einem Buchkurs habe ich bereits ein Buch über gesammelte Toilettenpapiere in Deutschland geschrieben. Im Zuge meiner Bachelorarbeit habe ich die Seite „Shit Happens“ erstellt.

Warum hast du angefangen Toilettenpapier zu sammeln?

Das Interesse für das kleine Papier habe ich ca. im Jahr 2007 entwickelt. Zusammen mit meiner besten Freundin hatte ich die Idee, einen Weltrekord aufzustellen. Wir entschieden uns für Toilettenpapier, da es einfach zu sammeln ist. Es gibt viele verschiedene Varianten, ist billig, einfach zu bekommen und wird noch nicht von vielen Leuten gesammelt. Somit begann eine lange Zeit des Sammelns mit intensiven und weniger intensiven Phasen.

Wie erweiterst du deine Sammlung?

Am Anfang war die Erweiterung sehr einfach. Wir gingen einfach überall auf die Toilette. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich in die Stadt gegangen bin, um in jedem Café und jedem Restaurant auf Toilette zu gehen, um ein kleines Papier mitgehen zu lassen. Zusätzlich haben wir all unsere Familienmitglieder und Freunde gedrängt, immer und überall Toilettenpapier zu sammeln. Der erste Tag nach den Sommerferien wurde von uns seitdem immer mit viel Spannung erwartet. Von nun an wurde die Toilettenpapierabteilung unsere Lieblingsabteilung im Supermarkt. Nachdem wir jedoch gefühlt alle Toilettenpapiere aus Deutschland besaßen, habe ich angefangen, meinen Vater auf beruflich bedingten Supermarktbesichtigungen, im nahem Ausland zu begleiten. Wir kehrten immer mit einem Jahresvorrat an Toilettenpapier zurück.

Habt du Erinnerungen an euer erstes Papier?

Ich kann mich noch genau daran erinnern, um welches Papier es sich bei unserem ersten Toilettenpapier handelte. Es war das einfache Aldi Klopapier.

Wie hat sich dein Leben verändert?

Seitdem ich mit dem Sammeln begonnen habe, hat sich meine Wahrnehmung gegenüber Toilettenpapier enorm geändert. In meiner intensivsten Sammelphase konnte ich jedes Toilettenpapier dem richtigen Supermarkt bzw. der richtigen Fundtoilette zuordnen. Vergleichbar ist dieses Phänomen mit der Wahrnehmungsänderung von Schriften nach dem ersten Typografiekurs. Ich habe angefangen, Dinge wahrzunehmen, die ich noch nie zuvor gesehen bzw. beachtet habe.
Zudem hat sich durch das Sammeln mein Kleidungsstil geändert. Ich habe angefangen ausschließlich Hosen zu tragen, da man das gesammelte Toilettenpapier sehr gut zwischen Jeansstoff und Oberschenkel transportieren kann. So fällt es nicht auf und das Papier wird nicht geknickt, wie bei einem Tarnsport in der Hosentasche.

Welche Eigenschaften hat dein Lieblings Toilettenpapier?

Am meisten schätze ich Papiere mit abstrakten flächendeckenden Prägungen, welche im ersten Moment sehr simpel erscheinen.

Welche Ereignisse sind dir im Zuge deiner Sammlung am meisten in Erinnerung geblieben?

Einer der peinlichsten Momente, in die mich meine Sammelleidenschaft gebracht hat, war der, als meine Religionslehrerin mich zum Lehrerzimmer gerufen hat, um mir ihre gesammelten Blätter aus Kanada und der USA zu überreichen. Fälschlicher Weise ist sie jedoch davon ausgegangen, dass ich ganze Rollen und Verpackungen sammeln würde und nicht nur einzelne Blätter. Deswegen stand mein pubertierendes Ich, dem sowieso schon immer alles peinlich war, mit gefühlten 20 Rollen Toilettenpapier auf dem Flur einer Mädchenschule. Dieses Erlebnis werde ich nie vergessen und es wird mir wohl noch lange peinlich in Erinnerung bleiben.