Ein besonderes Interesse weckten bei mir die Toilettenpapier-Designer, die für die Designs der unterschiedlichsten Prägungen verantwortlich sind. In einem kurzen Interview beantworteten sie mir einige Fragen, die mich schon eine längere Zeit brennend interessierten.
Was für Prägungen entwickelt ihr außer der für Toilettenpapier?
"Wir sind in weiteren artverwandten Bereichen, wie zum Beispiel Küchenrollen-, Taschentuch-, Servietten-, Papierhandtücher-, Slipeinlagen-, Nonwovenprägung tätig."
Habt ihr ein Lieblings-Pattern?
„Ein Lieblingsdesign gibt es nicht, aber kreative Ideen, die so noch nicht zu hunderten auf dem Markt sind, finden bei uns meist besonderen Anklang.“
Was war für euch das Ungewöhnlichste, was ihr bisher umgesetzt habt?
„Rentiere, Fußballer und das Verrückteste: Skifahrer auf Rasen“
Wie genau hat sich eure Wahrnehmung von Toilettenpapier im Alltag verändert?
„Das Interesse an Hygieneprodukten ist, da man sich die ganze Woche beruflich damit befasst, auch privat vorhanden; sei es im Supermarkt, im Bad vom gemieteten Hotelzimmer, auf der Toilette der Stammkneipe oder an der Autobahnraststätte.
Man nimmt Toilettenpapier und Co. anders bzw. bewusster wahr als andere Menschen, denen das Produkt (wortwörtlich) „am Arsch“ vorbei geht.
Fällt uns ein neues Muster ins Auge, wird es schon fast automatisch vom Unterbewusstsein auf Motivausfall, Verteilung der Designelemente, Konturenstärken, Hintergrundprägung, Kissenbildung etc. analysiert.
Besonders freut es, wenn uns im Alltag Muster aus eigener Feder begegnen. Diese nehmen wir dann noch einmal bewusster, aber auch kritischer wahr, als andere Designs.
Oft steckt man sich ein, zwei Blätter ein, um noch einmal den Vergleich zwischen den erstellten Designdaten und dem daraus entstandenen Endprodukt zu haben.
Hier achtet man dann auf weitere Details, wie Anzahl der Lagen, Format, Haptik, Optik, in einigen Fällen sogar Geruch (der Markt ist hier sehr kreativ: sei es Zuckerwatte-Duft auf Einhorndruck bis Zimt-Duft auf Rentierprägung).“
Wie ist es für dich, wenn du dein Design auf der Toilette gebrauchst?
"Es erfüllt einen mit Stolz. Wenn es das Design bis hierher geschafft hat, haben wir unsere Arbeit richtig gemacht!"
Wie lange dauert ein durchschnittlicher Designprozess?
„Eine generelle Zeitspanne kann man hierbei nicht sagen. Mal ist der Kunde sofort mit einem Mustervorschlag zufrieden, mal geht ein Design mehrfach hin und her, bis die Finalversion feststeht. Die Dauer hängt auch von der Komplexität des Musters ab. Mikroprägungen für die Rückseite, die nur aus Kreisen oder Quadraten bestehen gehen schneller als große Rapporte mit vielen verschiedenen Elementen."
Was wäre euer Traummotiv, was ihr am liebsten einmal umsetzten würdet?
„Untypisches, das eigentlich vermieden wird, da es nicht mit dem „weichen“ Image des Produktes übereinstimmt, wie z.B. ein Igel, Seepferdchen oder gar Stacheldraht. Aber auch Designausführungen mit Elefanten oder Geistern/Monstern finden einige bei uns im Team auf die Frage nach dem Traummotiv sehr charmant.“
Was habt ihr für verschiedene Backgrounds?
"Diverses. Mittlere Reife, Fachhochschulreife mit Schwerpunkt Kunst und Gestaltung, Ausbildung zum Fotogravurzeichner, Ausbildung in der digitalen Bildbearbeitung. Aber die meisten Kentnisse erlangten wir bei „learning by doing“ in Verbindung mit Rückmeldungen vom Kunden zu Produktionserfahrungen."
Wie ist es für euch, dass eure Arbeit von vielen nicht bewusst wahrgenommen wird, obwohl man häufig mit ihr in Kontakt kommt bzw. von anderen belächelt wird?
"Dass man unter anderem Toilettenpapier designt, ist immer wieder eine nette Anekdote, wenn man auf Veranstaltungen neue Menschen trifft, die sich nach dem Job erkundigen.
Oft entwickeln sich hierbei im Laufe des Abends hitzige Diskussion über Lagenanzahl, Designs, Knüller und Falter. Im Endeffekt ist man stolz, einen nicht alltäglichen Beruf wie diesen ausüben zu dürfen."